Die wichtigsten Leitgedanken:
- Inszenierung unterschiedlichster Erlebniswelten
- gefahrenfreie Organisation
- entzerrte Funktionsbereiche
- Verwendung nachhaltiger Produkte und Schaffung eines naturnahen unbelasteten Lebensumfelds.
Städtebau:
Im Neubau des Pflegeheims „Hospital zum Heiligen Geist" tut sich eine neue Welt auf. Innerhalb der klar definierten Grenzen des Gebäudes, welche sich an der Struktur des Hegau-Bodensee-Klinikums orientieren, finden die Bewohner, die Angehörigen, Besucher und Mitarbeiter eine von grünen Inseln sowie abwechslungsreichen Freibereichen durchdrungene Pflege- und Erlebniswelt vor.
Das Hospital zum Heiligen Geist fügt sich in die bestehende Umgebung ein, hält respektvollen Abstand zu den bestehenden Wohngebäuden und vermittelt durch die Kubatur zwischen dem Klinikum und der bestehenden Bebauung. Die Innenhöfe orientieren sich an den Proportionen der bestehenden städtebaulichen Körnung. Das Grundstück besticht durch seine Lage und ermöglicht durch die Positionierung des Baukörpers, den Bewohner einen fantastischen, uneingeschränkten Blick in die vorhandene Landschaft.
Diesen Bezug greift das Entwurfskonzept auf und führt ihn im Inneren fort. Bewohner, Besucher und Personal spüren dies bereits beim Betreten des Gebäudes. Sie werden durch die einladende Geste des transparenten Sockelgeschosses empfangen, welches den Blick und das Erlebnis der Landschaft unterstützt, bevor Sie den eigentlichen Empfangsbereich betreten. Der erste Eindruck des Gebäudes wird so zu einem positiven Erlebnis und hilft etwaige Ängste abzubauen und eine Identifikation mit den offenen Bereichen der gemeinsam genutzten Räume zu unterstützen.
Architektur:
Das Gebäude ist durch seine Geschosse klar in Erlebniswelten zoniert. Das Eingangsgeschoss ist als transparenter „Marktplatz" konzipiert und ermöglicht einen fließenden Übergang zwischen Außen- und Innenwelt. Über der transparenten Fuge schwebt vom 1. bis 3. Obergeschoss die Pflegewelt. Die Pflegewelt wird durch zwei weich in die Form geschnittenen Höfe zoniert. Diese Höfe sind als Inseln konzipiert und schaffen im Innenraum kleine Welten mit eigenem Charakter. Durch die Höfe wird eine tageslichtdurchflutete Architektur ermöglicht und trotz betriebsorganisatorisch optimierter Verknüpfungen eine lebendige variierende Gebäudelandschaft geschaffen. Durch den Rundlauf, welcher sich entlang der transparenten Höfe orientiert, entstehen unterschiedliche Raumeindrücke und Blickbezüge, die geschossübergreifend ermöglicht werden. Durch die unterschiedlichen Zonen mit ihren entsprechenden Qualitäten kann individuell auf die Wünsche der Bewohner eingegangen werden. Auch der gemeinsame Wohn- und Essbereich ist in unterschiedliche Aufenthaltszonen gegliedert. Sonne tanken in der Loggia, das Fenster zum Hof und den Fernblick in die Landschaft. Durch die optimierte Abwicklung der Zimmer entlang der Fassade und die Integration von Panoramafenstern wird eine private Rückzugsoase gebildet, um einen Kontrast zum pulsierenden Herzschlag der Gemeinschaftsbereiche anzubieten. So wird den Bewohner ermöglicht sich in ihren privaten Bereich zurückzuziehen.
Im grünen Gartengeschoss befindet sich die Service- und Personalwelt. Durch die überdachte Anlieferung und Parkplätze werden die akustische und optische Wahrnehmung zur Nachbarbebauung auf ein Minimum reduziert.
Freianlagen:
Die großzügige Café-Terrasse öffnet sich - geschützt durch eine duftende Staudenbepflanzung - zur Hausherrenstraße. Beschattet von Laubbäumen auf der angrenzenden Wiese und zusätzlich belebt und abgekühlt durch einen kleinen Brunnen genießen hier die Patienten mit ihren Besuchern am Nachmittag den Kaffee. Unterhalb der Terrasse schließt sich ein geschütztes aber gut einsehbares Plätzchen an, dessen Possehlbelag leicht befahrbar ist. In Hochbeeten auf unterschiedlichen Höhen kann hier gegärtnert werden - Kräuter, Gemüse, blühende Stauden, etc. - die Gießkannen dafür werden am Wasserspeier befüllt. Sitzmöglichkeiten bieten den Blick ins Grüne mit seinen Bestandsgehölzen.
Auch der Gemeinschaftsraum mit Küche im Osten erhält eine Terrasse mit ausreichend Sitzmöglichkeiten. Kleingehölze und Staudenbepflanzungen untermalen den Blick zur Straße. Direkt unter der Terrasse überdacht befindet sich der Fahrradbereich mit 15 Stellplätzen und Zufahrt über den öffentlichen Weg. Zusätzliche Fahrradstellplätze können in der Nähe des Haupteinganges angeboten werden.
Von Norden her nehmen Säulenpappeln sowie ein grünberanktes Netz dem Gebäude die Höhe. Auch die Zufahrt der Anlieferung und der Tiefgarage erfolgt von hier. Zwei der Tagesbusse stehen bei Nichtbenutzung vor der Tiefgarage auf Rasengitter; der Einstieg in die Busse erfolgt in der Vorfahrt am Haupteingang.
Die ruhig gehaltenen Innenhöfe mit Sonnenbänken sind bespielt durch die Themen Wasser und Wiese sowie den Garten der Sinne. Ein erhöhter Wassertisch bringt Abkühlung; Beete mit duftenden Kräutern und farbenfrohen Rosen regen die Sinne an und laden zum Verweilen im geschützten Bereich ein.
Erschließung:
Die Erschließung über den Haupteingang erfolgt von der Hausherrenstraße. Die Anlieferung und die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt von der Strandbadstraße. Die innere Erschließung des Gebäudes erfolgt über den zentralen Kern welcher auch als Brücke und neutrales Verbindungselement zwischen den jeweiligen Wohngruppen funktioniert. Diesem zwischengeschalteten zentralen Bereich sind die gemeinsam genutzten Räume zugeordnet. Die Treppenhäuser, welche den Innenhöfen zugeordnet sind, dienen als interne Erschließung wodurch die Wohngruppen auch eine vertikale Verbindung erhalten und die Innenhöfe ohne Durchquerung einer Wohngruppe genutzt werden können.
Tragwerkskonzept:
Für den Rohbau des Pflegeheims „Hospital zum Heiligen Geist" wird eine einfache, wirtschaftliche, robuste und für die gesamte Lebensdauer des Gebäudes hohe Flexibilität gewährleistende Tragstruktur aus Stahlbeton entwickelt. Das Gebäude ist als fugenloses Bauwerk konzipiert. Vorgesehen ist ein Gartengeschoss, ein Erdgeschoss und drei weitere Obergeschosse. In den an sich rechteckigen Baukörper sind in den Obergeschossen abgerundete Innenhöfe eingeschnitten. Für den vertikalen Lastabtrag liegt dem Tragwerk ein zweiachsiges Konstruktionsraster zugrunde. Zum Abtragen der horizontalen Lasten sind aussteifende Betonkerne vorgesehen. Die Gründung des Gebäudes erfolgt durch Streifenfundamente.
Durch die klare Gliederung und kompakte Form mit durchgehendem Konstruktionsraster und dem direkten Lastabtrag ohne maßgebende Versprünge entsteht eine hinsichtlich des Materialverbrauchs minimierte, robuste und damit wirtschaftliche und nachhaltige Konstruktion, die auch in Öko- oder Recyclingbeton ausgeführt werden kann.
Fassade:
Die Gestaltung der Hülle unterstreicht die ruhige, städtebauliche Intention des Hospitals zum Heiligen Geist. Das Gestaltungskonzept der Fassade reflektiert die Gliederung des Baukörpers in seine verschiedenen Funktionsbereiche und unterstützt seinen offenen Charakter.
Prägendes Gestaltungselement ist die lamellenartige, mit Holzelementen strukturierte Fassade. Die Fassade der Pflegewelt ist bewusst in offene und geschlossene Bereiche gegliedert. Dadurch werden in den Zimmern auch Rückzugsmöglichkeiten angeboten. Die Brüstung wurde in Form einer Sitzbank in Kombination zu einem feststehenden Sonnenschutz entworfen. Dieser aus Weißtanne bestehende Filter bietet nicht nur einen energetischen Vorteil, sondern fungiert gleichzeitig als Absturzsicherung und ermöglicht eine individuelle Steuerung der natürlichen Be- und Entlüftung.
Die Fassadenmodule sind als hochdämmende Holzständerkonstruktion vorgesehen. Durch computergesteuerte Vorfertigung der Holzwandelemente werden Energie und Ressourcen geschont. Naturgips, Holzfaserdämmstoffe und die Verwendung weiterer nachhaltiger Materialien lassen die Fassade zu einer CO2-Senke werden. Des Weiteren wird durch dieses System eine verringerte Bauzeit erreicht. Außen und in ausgewählten Innenbereichen kommt Weißtanne als heimisches Holz zum Einsatz. Im Innenbereich sollen Verkleidungen in Gipskarton zusätzlich den Einsatz von Farbe ermöglichen.
Die Innenhoffassaden stehen im Kontrast zur äußeren Gebäudehülle. Die geschosshohen Verglasungen vermitteln zwischen den Ebenen der Pflegewelten.
Es wird ein Fassadenbild erzeugt, das gleichzeitig Introvertiertheit und Aus- bzw. Einblicke schafft und dabei Individualität und Privatsphäre mit freiem Blick in die grüne Umgebung ermöglicht. In ihrer ruhigen und soliden Präsenz hat die Fassade des Neubaus einen einzigartigen Wiedererkennungswert.
Planungszeit | 2018 - 2023 |
Bauzeit | 2021 - 2023 |
Nutzfläche | 4.300 m² |
Brutto-Rauminhalt (BRI) | 29.303.19 m³ |
BGF | 7.425 m² |