info
Impressum | Datenschutz

Städtebau: Entwurfsziel ist ein markantes, stadtbildprägendes Gebäude, das sich in seiner kompakten und stringenten Ausformung in den heterogenen Kontext seiner Umgebung einfügt. Die Positionierung des Gebäudes ist so gewählt, dass mittels allseitig großzügige Freiflächen eine behutsame Einfügung in die Körnung der umliegenden Bebauung erreicht wird. Es wird ein Gebäudetyp vorgeschlagen, der seiner Funktion entsprechend repräsentativ wirkt und ohne modische Zitate einen selbstverständlich wirkenden Stadtbaustein formuliert.

Architektur: Das neue Amtsgericht präsentiert sich nach außen wertig und maßstäblich. Es wird Wert darauf gelegt ein langlebiges Gebäude zu errichten, dies nicht nur in Bezug auf Verschleiß und Abnutzung der eingesetzten Materialien, sondern auch in Hinsicht auf deren gestalterische Aktualität und Qualität. Der Materialkanon entspricht der Würde eines Amtsgerichtes, vermittelt Qualität und Beständigkeit und lässt damit auch die Nachhaltigkeit nicht außer Betracht. Die Gegensätze Offen- und Geschlossenheit, Bürgernähe und Sicherheit galt es in der Ausgestaltung des Gebäudes überzeugend zu verknüpfen. Die Fassade stellt in ihrer Struktur einen Filter dar, der sich bezogen auf die Bedürfnisse der dahinterliegenden Nutzungen stärker öffnet oder verschließt. Andererseits führt die gleichmäßige Rasterung der Fensterflächen zu einer ausgeglichenen Belichtung der dahinterliegenden Räumlichkeiten verbunden mit einem hohen Maß an Flexibilität hinsichtlich der Raumteilungen.
Zentrales Element des Innenraums ist ein Innenhof, der als Grünhof die innenliegenden Verkehrsflächen und Aufenthaltszonen der Obergeschoße bis ins Erdgeschoss natürlich belichtet.

Nutzungskonzept: Das Nutzungskonzept wird entsprechend den Anforderungen an die Sicherheit in einen öffentlichen Besucherbereich und in einen internen Mitarbeiterbereich gegliedert. Diese klare Struktur wird konsequent im ganzen Haus umgesetzt. Im Erdgeschoss sind die stark frequentierten Bereiche, die Sitzungssäle mit den zugeordneten Funktionsräumen verortet. Die Anordnung der Sitzungsräume mit konsequenter Trennung der Zonen für die Öffentlichkeit und Sicherheitszonen für die Gefangenen entspricht den hohen Sicherheitsanforderungen der Auslobung. Alle Sitzungssäle erhalten natürliches Tageslicht, die beiden innenliegenden Sitzungssäle über die Oberlichter des Grünhofes. Der Sozial- und Besprechungsraum für die Büromitarbeiter ist in der Südostecke des Gebäudes positioniert mit Orientierung in eine großzügige Gartenzone. Der kompakte Baukörper in der vorgeschlagenen Höhenentwicklung bietet in den Obergeschossen ein Maximum an Fassadenabwicklung für die Bürobereiche. Die Raumzuschnitte lassen sich bedarfsgerecht ausbilden. Die für die Öffentlichkeit vorgesehenen Wartezonen sind natürlich belichtet und von hoher Aufenthaltsqualität.

Erschließung:

Für die Besucher erfolgt die Erschließung des Gebäudes über den vorgelagerten „Gerichtsplatz". Er gibt dem Gebäude ein repräsentatives, angemessenes Vorfeld, das die Besucher empfängt und für diese als Parkierung zur Verfügung steht. Die Pforte und Wachtmeisterei haben gute Sichtbeziehungen zum Gerichtsplatz und sind so positioniert, dass sie die Kontrollfunktionen für den Zugang Besucher und Mitarbeiter gerecht werden können. Nach Passierung der Sicherheitsschleuse öffnet sich dem Besucher ein großzügiges Foyer vor den Gerichtssälen. Eine offene Erschließungstreppe führt von hier zu den besucherfrequentierten Nutzungsbereichen der beiden Obergeschosse. Die Erschließung der Büros erfolgt über ein separates Treppenhaus und ringförmig auf den Geschossen angelegt. Alle Erschließungselemente sind übersichtlich und selbsterklärend.

Konstruktion, Material: Das Gebäude ist in einer Stahlbetonkonstruktion mit wirtschaftlichen Spannweiten konzipiert.
Wenige, aber robuste Materialien prägen die Architektur. Das gewählte Fassadenmaterial „Mendiger Basaltlava" ist ein heimischer Baustoff aus der Vulkaneifel, steht für technische Solidität und Beständigkeit und damit auch für die Werte und das Selbstverständnis eines Gerichtsgebäudes. Das Material der Fassade ist identitätsstiftend und trägt entscheidend zur öffentlichen Wahrnehmung des Gebäudes bei.

Brandschutz: Die Entfluchtung der Nutzungsbereiche erfolgt über 2 Treppenhäuser, die im Rahmen der zulässigen Fluchtweglängen erreicht werden können und unmittelbar ins Freie führen. Die offene Erschließungshalle lässt sich im Brandfall umgehen. Im Erdgeschoss durch die Entfluchtung direkt ins Freie und in den Obergeschossen über interne Verbindungstüren mit direkter Anbindung an das südlich gelegene Treppenhaus.

Energiekonzept:

Durch hohe Energieeffizienz, die kompakte Gebäudeform und eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle wird ein hoher Energiestandard erreicht. Der Neubau wird an das bestehende Nahwärmenetz angeschlossen. Die Heizung des Gebäudes wird über eine Bauteilaktivierung der Betondecken sichergestellt. Zwei Drittel dieser Flächen dienen zur Grundlast; ein Drittel zur Deckung der Spitzen hier über eine oberflächennahe Bauteilaktivierung. Über das gleiche System wird im Sommer eine effektive „stille Kühlung" der Räumlichkeiten erfolgen. Die vorgeschlagene Solarnutzung der Dachflächen wird in das Energiekonzept integriert. Der relativ hohe Anteil an Massivwänden und Massivdecken bietet Speicherflächen, die bereits ohne technische Zusatzmaßnahmen temperaturausgleichend zum angenehmen Raumklima beitragen. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer.

Freiflächenkonzept: Das landschaftsarchitektonische Konzept folgt konsequent der städtebaulichen Grunddisposition. Ein nördlich vorgelagerter „Gerichtsplatz" empfängt die Besucher und Nutzer. Als großzügig gestaltete Pflasterfläche gibt er dem Gebäude ein repräsentatives Vorfeld, dient den Besuchern zur Parkierung und kann für öffentliche Veranstaltungen des Amtsgerichtes oder auch für Quartierfeste genutzt werden. Entlang der öffentlichen Straße sorgt eine Grünfläche für eine angemessene Distanz und Diskretion. Die Zufahrt der Mitarbeiterparkplätze erfolgt über den „Gerichtsplatz". Sie sind im nordöstlichen Teil des Grundstückes verortet. Die Anlieferung und der Gefangenentransport erfolgen über einen Anlieferungshof, der über einen entsprechenden Sichtschutz und Schiebetor von der Öffentlichkeit ausgegrenzt ist. Das gesamte Regenwasser der begrünten Dachflächen, Wege und Hofflächen wird auf dem Grundstück versickert. Dazu werden Versickerungsmulden in den Grünbereichen integriert.

 

Projektdaten