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Entwurfserläuterungen

Landschaftsraum
Leitidee des Entwurfes ist die Formulierung eines neuen Zielortes in der Moorerlebniswelt Bad Wurzach. Das ehemalige Haidgauer Torfwerk, als Kulturdenkmal, bietet die Chance die
unterschiedlichen Entwicklungsphasen der Torfgewinnung in einer Freilandausstellung
nachvollziehbar darzustellen. Vorhandene Gerätschaften und Einrichtungen zur ehemaligen Torfgewinnung in Verbindung mit einer neu geschaffenen Wasserfläche, umgeben von
Gebäuden und Gebäuderudimenten, stärken die Inszenierung des Ortes als einen weiteren Schwerpunkt in der Erlebnisausstellung Moor. Herzstück dieser Inszenierung ist der
Aussichtsturm, der in seiner Nutzung Teil der Freilandausstellung ist und im Begehen den Blick auf den außergewöhnlichen Landschaftsraum des Wurzacher Rieds freigibt.

Architektur:
Ein Pyramidenstumpf bildet die archaisch anmutende, einfache Grundform des
Aussichtsturmes. Der Wechsel von offenen und geschlossenen Fassadenflächen im
Zusammenhang mit der leicht gebogenen Linienführung und der gewählten Farbe „Mooreiche", ausgeführt in karbonisiertem Holz, führen zu einem unverwechselbaren Erscheinungsbild und definieren somit das Alleinstellungsmerkmal des Aussichtsturms im Naturschutzgebiet Wurzacher Ried.

Erschließung:
Grundidee der Erschließung ist die Inszenierung unterschiedlicher Raumerlebnisse, offen und geschlossen, mehr oder weniger gefiltert, bis allseitig frei ausgesetzt. Das Begehen des
Aussichtsturms soll als spannend und abwechslungsreich erlebt werden und vergessen
machen, dass der Weg zum Ziel über 200 Treppenstufen führt.
Den Auftakt bildet der Zugang in Ebene 0 über einen Holzsteg in einen gedeckten Bereich des im Wasser stehenden Turms zum Eingang mit Treppe und Aufzug.
Aufsteigend in einem mit Holzlamellen umgebenen Treppenhaus, die Sicht nach außen und nach innen gefiltert, wird auf einer Höhe von 5,00 m die erste Ebene erreicht. Diese dient zur Ausstellungszwecken, der Vermittlung von Informationen und gibt in erhöhter Position den Blick frei auf die Freilandausstellung zur Torfgewinnung. Analog zum gefilterten Aufgang zur Ebene 1 erfolgt der Aufgang zur Ebene 2.
Hier erwartet einen ein allseitig mit Holz geschlossener Raum, über 2 weitere Ebenen in der Höhe offen erlebbar. Die Ebene 2 bietet eine Ausstellungsfläche, die sich über eingezogene Galerien in den Ebenen 3 und 4 fortsetzt. Die mit Distanzpunkten versehene Stülpschalung
bewirkt einen indirekten Lichteinfall und gibt dem Raum eine eigenständige Atmosphäre.
Für Kinder und Erwachsene wird auf den Zwischenebenen ein gerichteter Blick in die
Landschaft, über in unterschiedlichen Höhen positionierte Klappen, angeboten.
Aufsteigend wird die Ebene 5 erreicht, die einen 4-seitigen Blick auf das Wurzacher Ried
ermöglicht. Diese Ebene kann auch über den Aufzug erreicht werden. Weiter aufsteigend bewegt sich der Besucher wieder in einem allseitig mit Holz umschlossenen Raum, jetzt aber ohne Aufzugskern offen erlebbar mit sichtbaren Treppenverläufen und Blick zur Ebene 6. Hier führt eine Wendeltreppe hoch zur Ebene 7, eine nach 4 Seiten und zum Himmel offenen
Plattform, das Ziel „der Adlerhorst" auf 35 Metern Höhe ist erreicht. Die allseitige Offenheit zum Landschaftsraum wird durch den Einsatz eines eingespannten Ganzglasgeländers noch
verstärkt und ermöglicht so die uneingeschränkte Aussicht auf dieser höchsten Plattform. Mit Blick auf die touristische Ausrichtung des Projektes sollte der Aussichtsturm auch über
einen Aufzug verfügen, damit er von möglichst vielen Besuchern angenommen wird. Gerade älteren Menschen wird die Chance gegeben, die anfahrbare Aussichtspattform zu nutzen. Der Weg zum „Adlerhorst" ist dann nicht mehr weit. Die Raumeindrücke und Ausstellungen der Ebenen 1-4 können dann, die Treppen herabsteigend, besucht werden. Menschen mit Behinderung können die Aussichtsplattform in Ebene 5 erreichen.
Eine eingeschränkte Zugänglichkeit des Aussichtsturms für Treppe und Aufzug lässt sich über eine Türe mit Schließfunktion in der Ebene 0 umsetzen. Bezieht sich diese nur auf den Aufzug lässt sich ein Zeitfenster in der Aufzugssteuerung festlegen.

Konstruktion
Die Grundform des Pyramidenstumpfes ist für einen Turm mit den auf ihn einwirkenden
Beanspruchungen aus Wind und Erdbeben ideal – mit der Zunahme der Kräfte verbreitert sich die Basis. Daraus entwickelt sich trotz der beiden unteren offenen Ebenen und den daraus
resultierenden größeren Knicklängen der Eckstützen die Möglichkeit einer einfachen
Konstruktion mit überschaubaren Querschnitten. Zumal der äußere Turm mit dem
Treppenhaus- und Liftschacht einen statisch bedeutsamen Helfer bekommt. Während der
trapezförmige „Mantel" aus vorgefertigten und am Boden zusammengebauten BSH-Stabfachwerken besteht, wird der „Kern" mit Treppenhaus und Lift aus Brettsperrholzplatten gebildet. In den Ebenen, in welchen der „Mantel" offen ist, geht der Kraftfluss über der Kern mit seinen schubsteifen Scheiben. Zusammengebunden über die in den Ebenen liegenden Windverbände aus BSH-Stäben, wirken somit Kern und Mantel sowohl im vertikalen Lastabtrag als auch bezüglich der Aussteifung ideal zusammen. Die Verwendung von ausschließlich
handelsüblichen und in der Region hergestellten Materialien BSH und BSP sorgen für den
örtlichen Bezug. So auch die Herstellung, alles zimmermannsmäßig bzw. nach den üblichen Regeln des Ingenieurholzbaus, ist die Konstruktion für jede etwas größere Zimmerei machbar. Im Ergebnis eine ebenso einfache wie logische Konstruktion, dessen Stülpschalungskleid ein langes und wartungsarmes Leben garantiert.

Material und Oberflächenbehandlung
Die Verwendung von Mooreiche würde einen unmittelbaren Bezug zum Ort herstellen.
Mooreiche steht jedoch nicht in ausreichendem Umfang und zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung. Um einen farblichen Bezug zur Mooreiche herzustellen wird vorgeschlagen für die der Witterung ausgesetzten Holzteile karbonisiertes Holz zu verwenden. Eine altbewährte Technik des Abflammens bietet für die Fassadengestaltung zwei einzigartige Vorteile. Zum
einen bewirkt das gezielte Verbrennen der Materialoberfläche eine Konservierung, da die Holzzellen verdichtet werden und das Holz vor Schimmelpilzen, Verwitterung, Fäulnis und Wasser geschützt ist. Zum anderen entsteht eine äußerst einzigartige Optik mit Unikat-
Charakter.

 

 

Projektdaten

Projektbearbeitung GMS

  • Hans-Georg Schmitz